Disclaimer:

Diese Geschichte habe ich für meinen Avatar-Charakter "Chigo" geschrieben. Das bedeutet diese Geschichte hat nichts mit mir als Person zu tun. Sie spiegelt mich als Person nicht im geringsten wider, weder von den persönlichen Gefühlen und Verbindungen zu den verschiedenen Personen der Geschichte, noch in den Entscheidungen die getroffen werden.

Also seht dies einfach als schöne Geschichte, die mit mir nichts zu tun hat :D


Berührung

 

Ein langer Tag ging zu Ende, der Erste von vielen. Yuna haderte, sollte sie es wagen, oder lieber nicht.

In ihrem Quartier waren alle Objekte mit Metallfäden durchzogen, so konnte sie mit einer einfachen Berührung der Wände oder Böden ihr Umgebung klar wahrnehmen. Sie war erleichtert, in ihrem ersten eigenen Quartier, auf niemanden angewiesen sein zu müssen. Das hatte ihr große Sorgen bereitet. Sie war in einem japanischen Tempel in den Bergen aufgewachsen und hatte dort nie Probleme gehabt. Alle natürlichen Materialien konnte sie mit ihren Sinnen ertasten, doch die modernen Gebäude machten ihr Schwierigkeiten. Selbst barfuß konnte sie auf diesen künstlichen Materialien kaum etwas spüren.

Sie schlich sich aus der großen Haustür ihres Apartments, ihre Neugierde war stärker. Die Gänge hatte sie sich schnell eingeprägt. Die Schritte ihrer nackten Füße hallten in den Gängen und leiteten sie zu den Treppen und hinauf zur Dachterrasse.

“Ah, da bist du ja, ich hatte kurz Angst du würdest nicht kommen. Komm her.” Lucifer erwartete sie bereits, er streckte ihr die Hand entgegen.

Sie ignorierte seine Geste, nahm ihn wie eine energetische weiche Wolke wahr und konnte seine Geste erahnen. Mit leichten Schritten huschte sie bis an den Rand der dunklen Dachterrasse und legte die Hände auf die kalten Eisenstangen des Geländers. Sie streckte ihr Gesicht in die kalten Winde, sie waren mehrere Stockwerke über dem Boden. Ihre Nervosität wurde mit dem Wind weggetragen.

“Was willst du von mir?  Ich soll mich außerhalb des Trainings von dir fernhalten.”

“Und doch bist du hier.” Sie hörte sein selbstsicheres Grinsen in seiner Stimme. “Ok, dann werde ich wohl mal das Geheimnis von diesem ach so tollen Hank lüften. Seine so geniale Erfindung ist nicht so genial, wie er sie angepriesen hat. Nun... Ich kann verstehen, warum er es so umschrieben hat. Ihr könnt mich nun mal nicht leiden und wenn ihr wüsstet, was wirklich passiert, da wäre die Aufregung groß.”

“Was willst du damit sagen?” Sie drehte sich zu ihm und spürte seine Anwesenheit vor sich, er strahlte warm.

“Oh, ich weiche vom Thema ab. Also der Spike ist nicht dazu da dich sehen zu lassen, er ist nur eine Verbindung zur Erde. Gib mir deine Hand.” Er streckte ihr die rechte Hand entgegen und wartete auf ihre Reaktion. Sie zögerte. Yuna traute ihm genauso wenig wie den anderen, doch es musste ja eine Grund geben, weswegen er mit ihr allein reden wollte. Und was meinte er mit Hank's Maschine?

Sie streckte langsam die Hand aus. Er fasste ihr Handgelenk, sodass sie seines auch greifen musste und zog sie heran. Sie stolperte einen Schritt nach vorne und erschrak.

“Du.. du lässt mich sehen.” Sie öffnete die Augen vor Schreck und sah ihn, direkt vor ihrem Gesicht, zum ersten Mal. Er stand in der Röhre genau hinter ihr und so konnte sie ihn nicht sehen, doch jetzt war sein Gesicht ganz nah vor ihr. Er strahlte hell, doch so hell er schien, so schluckte die schwärze seines linken Auges die Helligkeit auch wieder.

“Was ist das?” Seine Nähe war ihr unangenehm, doch sie wagte sich nicht zu rühren. Sie war starr vor Schreck und Faszination.

“Ach das? Nur meine persönliche Geißel der Erde.  Es sieht gruselig aus, mach dir aber keine Sorgen, das ist harmlos.” Er lachte nervös und schob das Thema mit einer Handbewegung davon. “Also, die Flüssigkeit verbindet meinen mit deinen Körper und uns mit der Erde. So kann ich fühlen, du sehen und der Spike erhöht unsere Reichweite extrem. Zusammen ergeben wir das beste Radar der Welt.” Sein lachen war triumphierend.

“Aber aber, schau doch nicht so. Warum denken denn immer noch alle, ich sei der Bösewicht, ganz im Gegenteil, ohne mich wärt ihr alle aufgeschmissen. Aber jetzt mal im Ernst, wie war es für dich zu sehen? Aufregend, oder? Willst du mehr?” Er legte den Kopf schief und blickte auf Yuna herab. Sein Griff wurde fester.

Yuna wendete das Gesicht ab, es war ihr peinlich zuzugeben, dass es sie so sehr faszinierte und sie noch mehr Zeit in diesem Zustand verbringen wollte. Lucifer nutzte die Gelegenheit, zog ruckartig an ihrem Arm und sie stolperte weiter noch vorne. Er drehte sie geschickt in seine Arme, presste ihren Rücken an seine Brust.

Yuna überblickte das Labor. Er hatte sie nun fest im Griff, einen Arm um sie geschlungen und sein Gesicht ganz nah über ihrer Schulter. Er ergriff nun auch ihre freie Hand und berührte ihr Gesicht mit seiner Wange. Yunas Sicht wurde weiter, sie konnte sogar das Meer sehen und seine Bewohner. Für eine Sekunde wurde sie verschlungen von der Faszination ihrer Sichtweite, dann wurde ihr wieder bewusst, wo sie sich befand und in wessen Griff. Nun bekam sie einen Anflug von Panik. Was hatte er mit ihr vor, keiner wusste, dass sie hier oben war. Sie erstarrte.

“Es macht süchtig, nicht wahr?  Endlich ein Bild zu allem was du vorher nur vage spüren konntest.” Lucifer sprach ganz ruhig und blickte mit ihr, Wange an Wange, Richtung Horizont. Er liebte das Gefühl, die absolute Macht über einen Menschen zu haben. Doch er mochte Yuna. Die Tatsache, dass  auch sie solche Angst vor ihm hatte, machte ihn zu gleichen Teilen stolz, aber auch traurig.

“Hey, ich werde dich schon nicht fressen, nur ein Wort von dir und ich lasse los.” Er versuchte so liebreizend zu klingen wie er nur konnte, leider schwang immer ein wenig Sarkasmus in seiner Stimme mit. Eine blöde Gewohnheit. Um seine Worte zu unterstreichen lockerte er leicht seinen Griff.

Würde er sie wirklich gehen lassen? Ihre gehetzten Gedanken sprangen, zwischen dem Drang wegzulaufen und mehr zu wollen, hin und her. Was würden die anderen nur sagen, wenn sie davon erfahren.

“Lass mich los.” Die Worte verließen ihren Mund mehr aus Reflex, als dass sie es wirklich wollte. Es war nur ein leises Flüstern. Noch in derselben Sekunde löste sich seine Umarmung und ihre Sicht verschwand. Ihre Arme sanken an ihr herab und sie konnte sich gerade noch am Geländer festhalten, als ihre Knie nachgaben. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Das plötzliche Nichts hinter ihren Augen verschlang sie fast. Sie versuchte sich auf Lucifers Energie zu konzentrieren.

Lucifer war drauf und dran sie aufzufangen, doch er wusste, das wäre ein böser Fehler. Er konnte das Zittern ihrer Finger erkennen, das sie versuchte zu verstecken. Ihre Knöchel traten weiß hervor, als ihr fester Griff versuchte, das Zittern unter Kontrolle zu bekommen.

“Entschuldigung, das war vielleicht etwas zu abrupt. Die Übergänge sind am schlimmsten, daran solltest du dich zuerst gewöhnen. Ich hab dich nicht nur her gebeten um dir die Wahrheit zu erzählen, sondern auch um meine Hilfe anzubieten. Und sag nicht gleich nein. Bitte denke darüber nach. Ich will niemandem etwas böses. Wir müssen alle an einem Strang ziehen, ansonsten wird es eine riesige Katastrophe geben und das will ich verhindern. Vielleicht bist du meine einzige Hoffnung den anderen klar zu machen, dass ich nicht der Feind bin.” Lucifer war über sich selbst erstaunt, seine Worte klangen so, wie er es meinte: Ehrlich.

“Ich werde darüber nachdenken.” Yuna rappelte sich auf. Sie stand auf wackeligen Beinen, ihre Hände fest an die Brüstung geklammert. Der Wind trocknete ihren Angstschweiß, als Lucifer’s Energie verschwand und sie die Terrassentür hinter sich zufallen hörte.