Disclaimer:

Diese Geschichte habe ich für meinen Avatar-Charakter "Chigo" geschrieben. Das bedeutet diese Geschichte hat nichts mit mir als Person zu tun. Sie spiegelt mich als Person nicht im geringsten wider, weder von den persönlichen Gefühlen und Verbindungen zu den verschiedenen Personen der Geschichte, noch in den Entscheidungen die getroffen werden.

Also seht dies einfach als schöne Geschichte, die mit mir nichts zu tun hat :D


Schicksal

Was hatte er vor? Chigo grübelte noch als sie ihr Quartier betrat. Sie lehnte über das Geländer ihres Balkons, der kühle Nachtwind tat ihr gut. Sie wusste, er tat nie etwas, wenn er kein Vorteil davon hatte. Also was hatte er vor und warum war er hier? Wurde er gezwungen? Und wenn ja, was war das Druckmittel? Sie wusste, weshalb sie ihn brauchten, doch würde er auch kooperierenoder nur wieder seine Spielchen mit ihnen spielen? Fragen über Fragen, Chigo’s Kopf rauschte.

Es klopfte, Chigo wurde aus ihren Gedanken gerissen. Es widerstrebte ihr die Tür zu öffnen, doch sie tat es trotzdem.

“Alles ok?” Ein besorgter Jester erwartete sie auf der anderen Seite der Tür. “Da war etwas, eine Energie. War er das, oder du?”

Chigo überlegte noch, was und ob sie etwas erzählen sollte, doch dann machte sie nur den Eingang frei und ließ ihn herein.

Die kalten Winde, die ihren Balkon herauf wehten ließ sie klarer denken. Sie hatte noch kein Wort gesagt. Jester lehnte im Türrahmen und beobachtete sie von hinten. Er wusste, wenn er hereingelassen wird, dann würde sie auch reden, früher oder später.

Er ging zu ihr herüber, lehnte sich neben ihr über das Geländer, atmete die kühle Luft ein. Der Wind zerzauste sein Haar und wickelte ein paar Strähnen um seine Hörner. Er lehnte sich vor, stützte sein Kinn mit der Hand und sah zu ihr herüber. Sie war tief in Gedanken versunken, vielleicht hatte sie sogar vergessen, dass er da war. Es war also wirklich etwas vorgefallen.

“Starr mich nicht so an!” Chigo blickte weiter finster in die Tiefe, ihr kupferfarbenes Haar wehte um ihre großen Fuchsohren, die im Wind schaukelten. 

“Warum hast du mich hereingelassen, wenn du nicht reden willst? Soll ich gehen?” Er schaute sie stirnrunzelnd an.

Sie dreht sich abrupt um und sah aus, als ob sie ihm etwas an den Kopf werfen wollte, überlegte es sich aber anders als sich ihre Blicke trafen.

“Sorry, ich bin etwas durcheinander.” Sie lehnte sich zurück und ließ ihr Kinn auf die verschränkten Arme fallen. Das Geländer unter ihrer nackten Haut war eiskalt.

So nachdenklich hatte Jester sie lang nicht gesehen. Er wünschte sich helfen zu können, aber wenn sie nicht wollte, dann konnte vor allem er sie nicht überzeugen zu reden. Doch da sie ihn immer noch nicht vor die Tür gesetzt hatte, wollte sie noch etwas sagen. Er musste nur abwarten.

Er dachte darüber nach wie sehr sie beiden sich verändert hatten. Er beobachtet sie aus dem Augenwinkel, ihre Augen glänzten im Schein der Außenbeleuchtung. Als sie noch klein waren und gemeinsam im Labor aufwuchsen war Chigo ein Wirbelwind der Neugierde, unaufhaltsam. Sie hatte ihn so oft in Schwierigkeiten gebracht, doch er konnte ihr nie böse sein, denn sie hatte ihn zu dem gemacht, was er heute war. Jester war das gewesen, was man einen Angsthasen nennt, doch Chigo hatte ihn immer wieder überzeugen können die verbotenen Plätze des Labor zu erkunden und alles zu tun, was sie nicht tun sollten. Ihre beste Entdeckung waren die unterirdischen Tropenhäuser, gefüllt mit den verschiedensten Pflanzen- und Insektenarten. Hier wurden die Auswirkungen der Energien auf Flora und Fauna erforscht und natürlich war der Zutritt für Kinder strengstens untersagt, doch sie fanden immer wieder einen Weg. Chigo konnten weder Verbote noch verschlossene Türen aufhalten, selbst nicht, als sie sich zu nahe kamen und getrennt wurden.

Jetzt jedoch sah sie niedergeschlagen aus, all der Tatendrang von damals aus ihrem Blick verschwunden. Was sie wohl momentan fühlen mochte, falls überhaupt etwas? Er dachte an ihren letzten glücklichen Moment zusammen und wandte den Blick ab. Er wollte das alles eigentlich vergessen und hinter sich lassen, doch wie sollte er das anstellen. Alles was er in diesem Moment tun wollte war zu sagen: Alles wird gut, auch wenn sie beide wussten, dass es eine Lüge war. Er ballte die Fäuste, Hilflosigkeit machte ihn wütend.

Chigo hatte den Kopf zur Seite gelegt und sah ihn an.

“Bist du sauer weil ich nicht rede?” Er konnte an ihrem Gesicht nicht deuten.

“Wenn du mir nicht sagen willst was passiert ist, dann ist das auch ok, deine Entscheidung.” Sein Blick schweifte über den dunklen Horizont.

“Es ist wieder da. In Lucifer steckt der Hass der Erde. Es fängt von vorne an.” Er war entsetzt, stützte sich auf und fluchte. Jesterschaute verbissen in die Tiefe, beide Hände um das Geländer gekrallt.

“Was sollen wir jetzt tun?” fragte er durch zusammen gebissenen Zähnen.

“Er sagt, wir müssen kämpfen. Aber gegen wen? Erneut gegen die Erde selbst? Ich glaube nicht, dass wir noch etwas ausrichten können, wenn wir es beim ersten mal schon nicht geschafft haben.” Sie wandte ihren Blick ab und stützte ihren Kopf zwischen ihre Handflächen, vergrub die Finger in ihren Haaren.

“Ich weiß nicht was ich tun soll. Macht es überhaupt noch Sinn etwas zu tun? Die Erde wird sich immer wieder gegen uns wehren. Manchmal denke ich, dass es vielleicht besser wäre den Dingen ihren Lauf zu lassen. Was können wir schon ausrichten, gegen einen ganzen Planeten? Ich habe langsam keine Kraft mehr immerzu zu kämpfen, ohne zu wissen wofür eigentlich. Wen soll ich denn beschützen, die Menschen, die mich Jahrelang gefangen gehalten haben für ihre Experimente? Und als ich nicht mehr gehorchte zum willenlosen Sklaven gemacht haben? Ich bin nur ein unglücklicher Laborunfall, mich hätte es nie geben dürfen.” Ihre Stimme wankte. Er konnte sie durchaus verstehen. Sie hatte sich in der letzten Zeit sehr zurückgezogen, mit kaum jemandem geredet und ihn nun völlig links liegen lassen. Sie fraß ihren Frust nur noch in sich herein. Er hätte ihr so gern gesagt, das sie bloß den Mund aufmachen müsste und hätte alle Unterstützung bekommen, die sie brauchte.

“Glaubst du an Schicksal?” sagte er stattdessen.

Sie schüttelte den Kopf.

“Ich denke, alles was passiert hat einen Sinn, auch wenn wir ihn nicht gleich erkennen. Wir, du, ich und die Anderen, wir sind ein Wunder. Wir wurden geboren oder erschaffen zu einem Zweck. Du weißt, dass wir geschaffen wurden um die Menschen zu vernichten, als Wolf im Schafspelz?”

Sie nickte.

“Haben wir den Zweck erfüllt, für den wir geboren wurden?”

Chigo hob den Kopf ein Stück und dachte nach.

“Nein haben wir nicht. Wir wurden erwachsen und haben die Entscheidung getroffen zu kämpfen, für beide Seiten. Die Menschen sollen leben und zwar so, dass sie die Natur nicht mehr so stark beeinträchtigen, auch wenn es auf Kosten der Ley Kristalle ist. Wenn wir es schaffen ein friedliches Bündnis zwischen Menschen und Ley Energie herzustellen, dann können wir einer weiteren drohenden Vernichtung entgehen.” Er hob den Kopf und atmete tief durch. Chigo ließ ihren Kopf los und sah ihn unverwandt an, ihre Augen waren rot und ihr Gesicht nass von ihren Tränen.

Jester erschrak, hatte sie erst ein einziges mal in ihrem Leben so weinen sehen und es brach ihm das Herz. Am Tag an dem sie ihren Mentor und einzigen Vertrauten verlor.

Mit zwei Schritten war er bei ihr, presste ihren Kopf an seine Brust und legte seine Arme um ihre Schultern. Er rechnete mit einem Donnerwetter, doch er spürte nur das Beben ihres kleinen Körpers, als sie ihr Schluchzen nicht mehr zurück hielt. Sein Shirt tränkte sich in Tränen, sie vergrub ihre Hände in seinem Shirt und klammerte sich daran fest.

“Weißt du, du bist nicht mehr allein in diesem Kampf. Du musst nicht alle Entscheidungen treffen, wir sind nun 5 Köpfe in der selben Sache. Du musst nun lernen auch mal loszulassen und andere nach Rat fragen.” Er streichelte sanft das Haar ihres Hinterkopfs, es war kalt und seidig.

“Wir, gemeinsam gegen die Welt.”